REVOLUTION NO 8
11 Photographs



THE BOOKS ARE SORTED BY COLOR





REAL LIFE IS DIFFERENT TO YOUR DREAMS, 2018
3 Statements, 1 Photography


SOMETHING IN BETWEEN HAPPENS, 2017
7 Photographs
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Auch in ihrer neuen Serie prallen die Sphären des Natürlichen und Künstlichen, des Städtischen und Landschaftlichen mit voller Wucht aufeinander: In extremer visueller Verdichtung knallt hier Natur auf Beton, Bäume auf Asphalt. Diese Bilder bauen auf die Kraft der Störung. Mal funkeln sie geheimnisvoll oder zeigen die Schönheit der japanischen Kirschblüte, dann wieder führen sie uns zurück in ein urbanes Frankfurt, wo nur unscharfe Google-Bilder auf den Betrachter warten. Exotik wird gebrochen, Schönheit geht stiften. Eine gewisse Kaputtheit ist wie auch in früheren Serien Teil des Bildkonzepts.
Einiges passiert hier dazwischen, im Zwischenraum zwischen den Bildelementen. Immer ist Widerspruch im Spiel, wenn Vukovic Bilder macht: Einspruch gegen eine postulierte Einheit, gegen klassische Schönheit auch, die sie gerne mit öder Profanität mischt. In diesem Mischen der Bilder und Ebenen zwischen High und Low, zwischen Kunst und Alltag, erschafft die Künstlerin ein ganz eigenartiges, neuartiges Bedeutungsgewebe. Eine ganz eigen
In der Verfremdung, im experimentellen Spiel, in der Collage verschiedener Sinnzusammenhänge hat die Avantgardekunst ihren großen Auftritt gehabt. Diese Techniken, freilich ins Zeitgenössische gewandelt, verzwirbelt Vukovic hier noch einmal zu einem mal eleganten, dann brutalen Sound, zu einem virtuosen Konzert der Widersprüche. „Remix Reality“ hat sie ihr künstlerisches Vorgehen einmal genannt.
Die Kunst von Vanja Vukovic ist ohne die Einflüsse des „Urbanen“, ohne den öffentlichen Raum nicht denkbar. Dynamik, Geschwindigkeit, die Erosion städtebaulicher Ideen – all das ist Teil eines Ideen-Geflechts, aus dem ihre Kunst entsteht. Explizit bezieht sich die Künstlerin hier auf die Kultursoziologie von Richard Sennett, dessen Idee von einer Stadt als wachsendem Organismus – den er mit einem Acker vergleicht – auf sie gewirkt hat. Die Stadt ist für Sennett ein offenes System, flexibel für Einflüsse, alles andere als starr, anfällig für Reibung.
Und so ist auch die Kunst von Vanja Vukovic: Die großen Reibungsflächen sind ihr Thema, die harten Kanten, die Grenzen zwischen Natur und gebauter Welt. Die kreisrunden Google-Bilder aus Frankfurt collagiert sie mit Wucht in die japanischen Szenerien – ein Sprung über Kontinente, ein Sprung durch Kulturen, ein irres Mashup, eine alles andere als nahtlose Neukombination. Im Gegenteil: In den Kanten, in den Grenzen, in den Brüchen und Übergängen befeuern sich diese Bilder, wie auch Städte gerade an den offenen Grenzen zwischen Wildnis und Zivilisation am schönsten wuchern.
Sennetts Konzept einer „Open City“ – auf die Bildende Kunst übertragen – lässt auch an einen legendären, schon 1962 entstandenen Text Umberto Ecos denken, nämlich an „Opera Aperta“. In diesem Sinn ist auch die neue Serie von Vanja Vukovic zu begreifen: als offenes, transparentes, poröses Kunstwerk, das sich jeder Eindeutigkeit auf vielfältige Weise entzieht. Mehrdeutigkeit, Rekombination, Dialog, Collage, Dynamik, nicht zuletzt auch die Rolle des Betrachters – das sind Begriffe, die hier bedeutsam sind.
Was wir hier sehen, kommt direkt aus der Gegenwart, ist Symbol für ein komplexes Zusammenspiel von Politik, von Leben und Kunst. „Die Stadt ist nicht ihr eigener Herr“ schreibt Sennett. Sie ist nicht sauber, sicher, effizient und dynamisch. Sie franst aus. Vollkommen verschiedene Dinge passieren gleichzeitig. Sie ist voller Dichte und Vielfalt, voller
Leben, voller Mehrdeutigkeit. „Dissonanz kennzeichnet die offene Lebensweise besser als Kohärenz“, so Sennett.
So gesehen zeigt uns „Something in between happens“ exakt, um was es heute geht. Die Werkgruppe macht in ihrer ganz originären Bildsprache deutlich, dass sich viele Elemente, die uns umgeben, nicht homogenisieren lassen, dass Grenzen durchlässig werden, dass in diesen Austauschzonen vieles, das Meiste passiert. Die Zukunft sind keine „gated communities“: Die Zukunft ist Offenheit, Stimulation, Unterschied und Gleichzeitigkeit.
Marc Peschke




In her new series, the spheres of the natural and of the artificial, of the city and of the landscape again collide with full force: nature crashes into concrete, trees into tarmac – visually condensed in the extreme. These images count on the power of disruption. At times they sparkle mysteriously or reveal the beauty of Japanese cherry blossoms, then they lead us back again to urban Frankfurt, where only blurred Google pictures await the observer. A break with the exotic, beauty breaks away. As in earlier series, a certain brokenness is part of the visual concept.
Some things happen in between, within the space between visual elements. Contradiction is always involved when Vukovic creates images: protest against a postulated unity, also against classic beauty which she likes to blend with dull profanity. By mixing the images and levels of high and low, art and everyday life, the artist weaves an entirely peculiar, novel web of meaning. A world of its own.
Avant-garde art made its grand entrance with alienation, experimental play, combining different contexts in collages. Vukovic once again shuffles these techniques, though contemporarily transformed, to create a sometimes elegant, sometimes brutal sound, a virtuosic concert of contradictions. “Remix Reality” is what she once called her artistic approach.
The art of Vanja Vukovic is unthinkable without the importance of “the urban”, without public space. The dynamic, velocity, the erosion of urbanistic ideas – all that is part of the mesh of ideas from which her creations evolve. The artist explicitly refers to the sociology of culture of Richard Sennett, whose notion of a city as a growing organism – which he compares to an agricultural field – had impact on her. To Sennett, the city is an open system, flexible as to influences, anything but rigid, susceptible to friction.
major areas of friction, the rough edges, the boundaries between nature and a constructed world. In her collages the circular Google pictures of Frankfurt hit upon Japanese scenarios – a leap across continents, a leap through cultures, an insane mashup, anything but a seamless recombination. On the contrary: these images are fuelled by the edges, the boundaries, the breaks and transitions, just like cities that sprawl particularly beautifully where the borders between wilderness and civilization are open.
mely “Opera Aperta”. Vanja Vukovic’s new series is also to be understood in this spirit: as an open, transparent, poriferous work of art that eludes clearness in many ways. Ambiguity, recombination, dialogue, collage, dynamic, and last but not least the role of the observer – these are the terms that matter here.
What we get to see comes directly from the present, it is a symbol for the complex interplay of politics, life, and art. “The city is not its own master”, writes Sennett. It is not clean, safe, efficient, and dynamic. It frays out. Completely different things occur simultaneously. It is concentrated and multifaceted, full of life, full of ambiguity. “Dissonance marks an open way of life better than coherence”, says Sennett.
riginal visual language that many elements that surround us cannot be homogenized, that boundaries become permeable, that many things – most things – occur in those zones of exchange. The future does not consist of “gated communities”: the future belongs to openness, stimulation, difference, and simultaneity.