Katholisch-Soziales Institut, Tagungszentrum des Erzbistums Köln, Siegburg
07/2022
„Ich denke sowieso mit dem Knie“
Das hatte gesessen: „Jeder Mensch ist ein Künstler“ forderte Beuys und entmystifizierte damit den etwas rätselhaften Begriff des künstlerischen Schöpfungsaktes. In uns allen steckt also die Kreativität an der Sozialen Plastik unserer Gesellschaft mitzuarbeiten. Aber wie entstehen aus der Inspiration eine Idee und daraus eine Art tragfähiges Kunstwerk? Inwieweit spielen Kommunikation und Reflektion dabei eine Rolle, denn in der Postmoderne ist ja jede Kunst auch immer ein Kommentar zur bisherigen Kunst. Im Kurs soll es um diesen kreativen Diskurs gehen. Unser künstlerisches Mittel ist die Fotografie.
“Anyway, I think with my knee”
That hit home: Beuys stated that “Everyone is an artist” and thus he demystified the somewhat enigmatic concept of the artistic act of creation. We all have the creativity to work on the social sculpture of our society. But how does inspiration turn into an idea and from it a kind of sustainable work of art? To what extent do communication and reflection play a role, because after all, postmodernism is always a commentary on the art that preceded. The course concerns this creative discourse. Our artistic medium is photography.
Justus–Liebig–Universität Gießen, Germany
WISE 2019/2020, University Gießen + Katholisch-Soziales Institut, Tagungszentrum des Erzbistums Köln, Siegburg 07/2019
Realität(en) finden
“Die Wahrheit ist etwas, das gesagt wird, nicht etwas, das gewusst wird.”
Susan Sontag
Wie reagieren wir auf Zeitgeschehen, auf die Welt, auf aktuelle Ereignisse? Inwiefern spricht die postmoderne Kamera noch über Wahrheit und Authentizität – kann sie jemals unvoreingenommen und präzise sein, war sie es je? Ist der Fotograf Interpret und nicht Abbilder einer Wirklichkeit?
Seit ihrer Entstehung gab es stets leise Zweifel am Wahrheitsgehalt der Fotografie. Doch durch das Aufkommen der digitalen Transformation hat die Fotografie derart an Glaubwürdigkeit verloren, dass alles möglich scheint. Sogar Pressefotos werden heute durch die digitale Nachbearbeitung manipuliert. Nichts scheint sicher, nichts scheint rettend.
Nehmen wir durch aktive Mitwirkung diese Situation zum Anlass und konstruieren durch Verfremdung, Verschlüsselung bis hin zum Irrealen das gestaltete Bild. Eine Collage auf mehreren Ebenen: Begeben Sie sich auf Entdeckungsreise, überwinden Sie Voreingenommenheiten, (er)schaffen Sie visuelle Experimente mit vielschichtigen Informationen. Selbst angefertigte Fotografien werden in diesem Kurs mithilfe von Photoshop gestaltet, und neue Sichtweisen werden bewusst. Ein neues Bild entsteht.
Finding reality/realities
“The truth is something said, not something that is known.” Susan Sontag
How do we react to current affairs, to the world, to contemporary events? To what extent does the postmodern camera talk about truth and authenticity – can it ever be unbiased and precise? Has it ever been? Is the photographer a performer and not the representing reality?
Since its creation, there has always been little doubt about the truthfulness of photography. But with advent of digital transformation, photography has become so credible that everything seems possible. Even press photos today are manipulated by digital post-processing. Nothing seems sure, nothing seems to be worth saving.
With active participation on the course we can create the staged image through alienation, encryption and the unreal. A multi-level collage will be formed: embarking on a journey of discovery, overcoming bias, creating visual experiments with multi-layered information. Self-made photographs will be created in this tutorial using Photoshop, which will establish an awareness for new perspectives. A new “image” will be developed.
SOSE 2019, University Gießen
Inszenierte Fotografie
Fotografie – als inszenierendes Medium – bedeutet im besten Fall auch, Bewusstsein für das Sehen, den Bildaufbau und die Lichtführung zu erhalten. Welchen Einfluss haben Vorbilder aus der Malerei oder dem Medium Film auf Fotografen? Wie wurde bei Rembrandt, Vermeer, Caravaggio oder auch Godard und Kubrick das Licht eingesetzt? Wie wurde der Bildaufbau, Gestaltung und Szenerie gebraucht? Was bedeutet es, Licht professionell fotografisch zu inszenieren – gerade in der Postmoderne, die vorwiegend in schnellen Medien auf Trickfilter setzt?
Staged photography
Photography – as a staged medium – also means, in the best case to maintain awareness for seeing, the composition of the picture, and the lighting.
What influence do role models from the area of painting and film have on photographers? How was the light or the composition used by Rembrandt, Vermeer, Caravaggio or Godard and Kubrick? What does it mean to use professional stage lighting and setting – especially in post-modernism, which relies on trick filters primarily in fast media? The course will take a critical look at various light sources such as flashlight, natural light, candle light, slides, flashlight, etc.
WS2018, University Gießen
Portraitfotografie
Könnte August Sander, einer der größten Portraitfotografen des 20. Jahrhunderts, seine Portraitaufnahmen heute noch in “Gruppen” einordnen und derart fotografieren, wie er es seinerzeit tat?
Aufgrund des sozialen Wandels im beruflichen und privaten Bereich, Diversity, uneindeutiger Nationalität und der Unbestimmtheit von Gender Identities fehlt Klarheit. Wie lässt sich nun unter dieser Wandlung und auch unter dem Druck der massenhaften Produktion von Fotos, ihrer Verbreitung über die Social Media und angesichts werblicher Beeinflussung ein fotografisches Portrait realisieren? Wie findet die Identität auch unter dem Trend der Selbstoptimierung ihren Weg?
Could August Sander, one of the greatest portrait photographers of the 20th century, still organise his portraits into “groups” and photograph them as he did in his day? Diversity, nationality, and gender identity lacks clarity due to the social changes in the professional and private sectors. Succeeding in portrait photography is difffcult under this set of changes not to mention the pressures of mass production of photos and their distribution via social media and the influences of advertising. How does identity find its way in this time of self-optimization?